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KAPITEL 35
 

Is that you


Nach ihrem Besuch bei Bruce war Kristin wieder nach Hause gefahren. Dort angekommen, berichtete sie Gene, daß sie Frieden mit Bruce geschlossen hatte. Natürlich war der erleichtert darüber. Er haßte es, wenn es Schwierigkeiten gab die Familie und die Band KISS gleichermaßen betrafen. Darum sprach er auch Kristin auf die Situation am Vorabend an, als Paul wortlos und offensichtlich alles andere als glücklich von ihrer Rückkehr Notiz genommen hatte. Doch dazu wollte Kristin nichts sagen. Sie sagte nur:"Daddy, das ist eine Sache zwischen Paul und mir. Je weniger du weißt, desto besser. Denn dann kannst du dich auch nicht einmischen und es weitet sich nicht auf die Band aus." Gene war perplex über diese Antwort. Doch bevor er sich dazu äußern konnte, ging Kristin zu ihrer Tochter, um nach dem Rechten zu sehen. Gene blieb alleine im Wohnzimmer zurück. Und wieder einmal fragte er sich, warum ihn seine Töchter immer weiter aus ihren Leben ausschlossen. Als Shannon den Raum betrat, sah Gene sie nachdenklich an:"Sag mal, hälst du mich für einen guten Vater?", fragt er sie. Shannon sah Gene erstaunt an:"Wie kommst du denn bitte auf so eine Frage?" Doch Gene wiederholte seine Frage. Shannon lächelte und sagte schließlich:"Natürlich bist du das." Doch Gene war sich gar nicht so sicher und erklärte Shannon auch warum. Seine Töchter wollten ihm nicht mehr alles anvertrauen und auch seine Ratschläge nicht mehr annehmen. Irgendwie schien ihm alles zu entgleiten. Shannon lächelte wieder und sagte:"Weißt du was, mein Brummbär? Du brauchst ma wieder etwas Abwechslung. Wie wäre es, wenn wir heute Abend ausgehen, nur du und ich." Gene war einverstanden. Wahrscheinlich hatte Shannon recht. Dann ging Gene in sein Büro und Shannon ging noch in die Stadt, zum Friseur. Sie wollte an diesem Abend besonders hübsch für Gene sein.

Kristin kümmerte sich immernoch liebevoll um Rosanna. Aber irgendwie wollte die Kleine nicht ruhig werden. Also trug Kristin sie durchs Haus und sang ihr leise etwas vor.

Paul war zwischendurch aus seinem Zimmer gekommen. Als er Kristin mit dem Baby erblickte, warf er ihr nur einen verächtlichen Blick zu, was Kristin weh tat. Sie spürte seine Abneigung, aber sie traute sich nicht, etwas zu sagen. Sie zog es vor, mit Rosanna in ihr Zimmer zu gehen. Aber sie war sich auch darüber im Klaren, daß es immer wieder zu solchen Begenungen kommen würde und sie fragte sich, wie lange sie wohl Paul´s Abneigung ertragen konnte. Kristin ahnte nicht, daß sie die Antwort noch am gleichen Abend bekommen würde.

Als Gene und Shannon abends aus dem Haus waren, wurde Kristin bewußt, daß sie nun mit Paul und der Kleinen alleine im Haus war, denn Shandi war ebenfalls nicht zuhause. Sie hatte etwas Besseres vor, als sich den Anfeindungen zwischen Paul und Kristin auszusetzen, deshalb war auch sie ausgegangen.

Nun saß Kristin mit Rosanna im Wohnzimmer. Während die Kleine endlich eingeschlafen war, sah sie fern. Paul kam auf einmal ebenfalls ins Wohnzimmer und sah Kristin und ihr Baby genervt an. Dann murmelte er:"Ist man denn hier nirgends sicher vor dir und deinem Bastard?" Kristin sah Paul mit großen Augen an und sagte:"Du nennst meine Tochter einen Bastard? Wie kannst du es wagen..." Paul unterbrach sie:"Ach komm schon. Natürlich ist sie das. Und glaube mir eins; Ich werde mich bestimmt nicht auch noch damit befassen." Kristin wollte ihm gerade antworten, doch Paul drehte sich einfach um und ging wieder in sein Zimmer. Nein, Kristin hielt es nicht mehr aus. Sie brachte die schlafende Rosanna in ihr Bettchen, zog sich ihre Jacke an und flüchtete regelrecht aus dem KISS-Haus

Wie lange Kristin durch die Straßen irrte, hätte sie nicht sagen können.Zu sehr war sie in ihren Gedanken verloren. Immer wieder kamen ihr die Tränen. Als sie schließlich an einem Lokal vorbeikam , kehrte sie dort, ohne auch nur einen Moment nachzudenken, ein. Sie genehmigte sich einige Drinks und versuchte, damit ihren Kummer zu betäuben. Aber bevor sie wirklich sturzbetrunken war, zahlte sie und machte sich auf den Heimweg.

Wieder dachte sie an Paul. Warum war er nur so gemein zu ihr? Und wieso nannte er Rosanna einen Bastard?

Inzwischen hatte es auch noch angefangen zu regnen und Kristin war innerhalb kürzester Zeit triefendnass. Jetzt war ihre Stimmung erst recht auf dem Nullpunkt. Wieder liefen ihr Tränen übers Gesicht. Sie konnte einfach nicht mehr. An einer Hauswand blieb sie einfach stehen und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Kristin weinte bitterlich. Sie lehnte sich an die Hauswand und rutsche langsam zu Boden. Für mehrere Minuten blieb sie dort; weinend und verzweifelt. Doch dann stand sie auf und lief nach Hause.

Dort angekommen, rannte sie, ungeachtet dessen, wie sie gerade aussah, die Treppe hoch und geradewegs zu Paul´s Zimmer. Sie klopfte an seine Tür, wollte ihm sie Meinung sagen; doch als er die Türe öffnete, vierließ sie der Mut. Stattdessen stiegen erneut die tränen in ihre Augen. Paul wußte dafür umso mehr zu sagen, als er Kristin so vor sich sah; so durchnässt, zerzaust und einfach nur jämmerlich. "Bist das wirklich du, die da so erbärmlich vor mir steht? Ist das wirklich die ach so starke Kristin, der doch niemand etwas anhaben kann?" Er wollte eigentlich noch weiter reden, doch Kristin fiel ihm ins Wort:"Ja, jeder denkt, ich bin stark. Und jeder denkt, ich sei sogar überheblich." Dann brach sie wieder in Tränen aus, doch sie sprach weiter:"Aber das bin ich nicht. Ich bin auch mal schwach. Ich brauche auch mal eine Schulter zum Anlehnen. Aber das interessiert ja keinen. Dann bäumte sich mir letzter Kraft noch mal alles in ihr auf. Sie schrie Paul an:"Du warst doch genauso. Du hast mich doch auch nur als deinen Besitz gesehen." Sie wurde wieder leiser:"Aber ich bin eine Frau mit Gefühlen." Weiter kam sie nicht mehr. Ihre Kräfte ließen sie im Stich und sie brach verzweifelt und schluchzend zusammen. Paul konnte sie gerade noch auffangen. Behutsam hob er sie auf seine Arme und trug sie in ihr Zimmer. Währenddessen dachte er nach. Er wußte, er war zu weit gegangen. Wieder einmal! Als er Kristin aufs Bett gesetzt hatte, nahm er sie fest in die Arme. Er flüsterte:"Kristin, es tut mir leid. Ich war so ein Dummkopf. Nur von der Eifersucht und meinem verletztem Stolz getrieben. Bitte verzeih mir." Kristin schmiegte sich eng an Paul und sagte:"Ja, das tue ich." Doch dann sah sie ihn an. "Was ist mit Rosanna? Ohne sie..." Paul unterbrach sie:"Ich weiß, ohne sie werde ich dich nicht zurückbekommen. Ich weiß auch, daß es nicht fair war, sie einen Bastard zu nennen. Sie ist und bleibt aber auch Bruce´s Tochter. Aber wenn du willst, dann bin ich auch für die Kleine da." Kristin war glücklich, zum ersten Mal, nach langer Zeit.




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