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KAPITEL 18
 

Naked City


Eigentlich wusste Shandi gar nicht so recht, wo sie hin sollte. Doch bevor sie weiter in der Kälte fror, entschloss sie sich, in einen Pub zu gehen. Sie wollte einfach nur Spaß haben und alles andere vergessen. Im Pub bestellte sie sich eine Barcadi-Cola. Sie trank gerade, als ein junger Typ zu ihr rüberkam und sie fragte:"So alleine hier?" Shandi tat zunächst desinteressiert. Doch andererseits hatte sie auch keine Lust, sich weiter abzuschotten. Also antwortete sie:"Ja, ich bin alleine hier. Und du?“ Der Typ grinste:"Ja, ich bin auch alleine. Was hältst du davon, wenn wir woanders hingehen?“ Shandi war einverstanden. Der Pub war ihr eh zu langweilig. So ging sie mit dem jungen Kerl in eine nahe gelegene Discothek. Dort tanzte sie eine Weile ausgelassen mit ihm. Auf einmal fragte er sie, ob sie noch was trinken wollte. Shandi nahm dankend an. Als er mit den Getränken zurückkam, unterhielten sie sich. Shandi lachte viel mit ihm und sie fühlte sich rundum wohl. Dann nahm er ein kleines Tütchen aus der Jackentasche. Darin war Ecstasy. Shandi sagte:"Soetwas was nehme ich nicht.“ Er entgegnete:"Hey, was bist du denn für eine Langweilerin?" Shandi wollte einerseits standhaft bleiben, doch andererseits wollte sie auch nicht die Langweilerin auf sich sitzen lassen. Also nahm sie doch die Pillen. Es dauerte nicht lange, bis die Wirkung einsetzte. Shandi fühlte sich so leicht. Sie ging wieder auf die Tanzfläche und tanzte noch ausgelassener als vorher. Doch plötzlich wurde ihr schlecht und sie bekam Wahnvorstellungen. Sie wollte nur noch raus aus der Discothek. Der Typ rannte ihr hinterher und fragte sie:"Was ist denn los?" Shandi antwortete:"Mir ist so komisch. Ich muss hier raus.“ Er meinte nur:"Okay, ich gebe dir noch ein paar Pillen mit, für den Fall, dass du noch einmal diesen Kick erleben möchtest.“ Er drückte Shandi mit breitem Grinsen die Pillen in die Hand und verschwand.
Shandi ging wieder alleine durch die Straßen. Sie fühlte sich mies. Ihr fiel das Lied „Naked City“ ein. So fühlte sie sich jetzt. Die ganze Stadt war so bedrohlich, überall sah Shandi dunkle Gestalten. Sie lief immer weiter, von Angst getrieben. Sie wusste nicht einmal mehr, wo sie war.
Wie lange sie herumgeirrt war, hätte Shandi später nicht mehr sagen können. Sie erschrak richtig, als unerwartet ein Mann vor ihr auftauchte und sie ansprach:"Shandi, was machst du denn hier?“ Shandi schrie hysterisch. Der Mann wollte sie beruhigen und sagte:"Shandi, ich bin’s, Eric.“ Sie sah ihn voller Angst an und sagte:"Nein. Du bist nicht Eric. Eric ist tot.“ Eric entgegnete:"Aber ich bin doch hier. Du bist ja voll auf dem Trip. Ich bringe dich nach Hause.“ So nahm er sie mit. Immer wieder sah sie ihn misstrauisch an. ‚Der Typ will Eric sein’, ging es ihr durch den Kopf. Es war Eric – allerdings nicht, wie sie in ihrer Verwirrtheit glaubte, Eric Carr, sondern Eric Singer.
Er brachte Shandi sicher nach Hause. Gene war mit Shannon ausgegangen. Nur Kristin war da. Paul war nämlich auch nicht zuhause. Er hatte noch etwas vorgehabt. Als Kristin die Tür öffnete, wollte sie sie zunächst gleich wieder zu machen, als sie Eric sah. Doch der sagte:"Kristin, bitte. Ich bringe nur Shandi nach Hause. Dann bin ich auch gleich wieder weg.“ Kristin ließ ihn und Shandi ins Haus. Eric brachte Shandi in ihr Zimmer und legte sie vorsichtig aufs Bett. Shandi lächelte ihn verführerisch an und fragte ihn:"Willst du nicht hier bleiben?" Dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und fügte noch hinzu:"Ich bin doch so alleine.“ Eric befreite sich aus ihrer Umarmung und sagte schroff:"Lass den Quatsch.“ Dann ging er. Shandi fühlte sich so schlecht, doch sie war auch so müde, dass sie wenig später einschlief.
Als Eric aus Shandis Zimmer kam, verabschiedete er sich von Kristin mit den Worten:"Pass ein bisschen auf deine Schwester auf. Ich glaube, sie hat irgendetwas intus.“ Dann verließ er das Haus. Kristin ging noch mal in Shandis Zimmer, doch die schlief bereits tief und fest.



Unerwartet schaute Florence noch mal an diesem Abend vorbei. Sie wollte eigentlich zu Gene, doch Kristin sagte ihr, dass der nicht da war. Florence fragte:"Ist denn sonst bei euch alles in Ordnung?“ Kristin hob die Schultern und sagte:"Ich bin mir nicht ganz sicher." Florence fragte verwundert:"Was soll das denn heißen?“ Kristin fuhr fort:"Na ja, Eric Singer hat Shandi gerade heim gebracht und als er ging, sagte er was davon, das sie irgendwas genommen hätte.“ Florence war in Sorge. Sie ging zu Shandi, die schlafend auf ihrem Bett lag. Florence deckte ihre Enkelin zu. Als sie Shandis Jacke aufhängen wollte, fiel das Tütchen mit den Pillen aus der Jackentasche. Florence war entsetzt. Nahm Shandi nun wirklich Drogen? Oder handelte sie vielleicht sogar damit? Sie beschloss, das Tütchen an sich zu nehmen und Gene darauf anzusprechen.
Florence ging zu Kristin ins Wohnzimmer. Ihr sagte sie nichts von ihrer Entdeckung. Sie fragte nur:"Hat Gene gesagt, wann er wiederkommt?“ Kristin schüttelte den Kopf. Florence sagte zu ihrer Enkelin:"Gut. Wenn er wiederkommt, sage ihm bitte, er soll mich anrufen. Ich muss mit ihm sprechen. Tust du das?“ Kristin nickte. Schließlich sagte Florence:"Gute Nacht, mein Kind. Und hab ein Auge auf deine Schwester. Es könnte sein, dass sie diese Nacht nicht sehr gut schlafen wird.“ Kristin wunderte sich:"Wieso? Was ist denn los, Grandma?“ Florence lächelte und sagte:"Nichts, mein Kind.“ Kristin merkte zwar, dass ihr ihre Großmutter etwas verschwieg, aber wenn es so war, hatte sie auch ihre Gründe und so verabschiedete sie sich von Florence:"Gute Nacht, Grandma. Schlaf gut.“ Florence winkte ihr noch kurz zu und ging. Kristin hatte Lust mehr fernzusehen und ging auch ins Bett.



Bald darauf kamen Gene und Shannon nach Hause. Gene wunderte sich:"Nanu, es ist alles so still hier. Ob wirklich schon alle schlafen?“ Shannon lächelte:"Du und dein Misstrauen.“ Gene lachte, dann antwortete er:"Mein Schatz, ich habe doch nun wirklich in letzter Zeit genug erlebt mit meinen Mädels.“ Shannon gab ihm Recht. Kristin, die mitbekommen hatte, dass ihre Eltern zurück waren, kam aus ihrem Zimmer. Gene grinste:"Soviel zu Thema, alle schlafen schon. Was gibt es denn, mein Täubchen?“ Kristin antwortete:"Daddy, du sollst Grandma noch mal anrufen, weil sie mit dir reden muss. Und ich glaube, mit Shandi stimmt etwas nicht.“ Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, ging die Türe zu Shandis Zimmer auf, Shandi rannte so schnell sie konnte, zur Toilette und übergab sich dort. Gene rief:"Um Himmels Willen! Was ist denn mit Dir? Shandi, die leichenblass aus dem Bad kam, sah Gene nur stumm an und ging wieder in ihr Zimmer. Kristin sagte:"Ich sage es ja. Mit ihr stimmt etwas nicht.“ Gene wollte wissen:"Wie meinst du das?" Kristin antwortete:"Na ja, Eric Singer hat sie vor ein paar Stunden nach Hause gebracht und meinte, sie hätte irgendetwas intus. Ich habe keine Ahnung, was er damit meinte.“ Gene ging besorgt in Shandis Zimmer. Shandi sah schlimm aus. Sie zitterte am ganzen Körper und schwitzte gleichzeitig. Gene fragte sie:"Schätzchen, was ist los mit dir? Hast du irgendwas genommen? Bitte sage es mir. Ich werde auch nicht schimpfen, das verspreche ich Dir.“ Shandi drehte sich einfach um und murmelte:"Lass mich bitte in Ruhe. Ich will schlafen.“ Gene verließ enttäuscht ihr Zimmer. Er konnte nicht glauben, dass sich seine Tochter so sehr verändert hatte. Es brach ihm das Herz.



Gene ging noch in Kristins Zimmer, um ihr eine gute Nacht zu wünschen. Kristin bemerkte seine besorgte Miene und fragte ihn:"Was ist denn, Daddy?" Gene versuchte ein Lächeln und antwortete:"Nichts, mein Täubchen. Schlaf jetzt.“ Kristin sagte noch:"Gute Nacht, Daddy." Dann verließ Gene ihr Zimmer.
Er ging ins Wohnzimmer. Shannon sah ihn an und fragte:"Was hast du, mein Liebster?" Gene antwortete:"Ach, Shannon. Shandi entgleitet mir immer mehr. Und sie lässt mich auch nicht mehr an sich heran. Wenn ich nur wüsste, was ich für sie tun kann.“ Shannon entgegnete:"Jetzt im Moment kannst du wirklich nichts tun. Rede morgen mit ihr.“ Gene sagte:"Aber Shannon, sie will das doch gar nicht. Sie lehnt jede Konversation mit mir ab.“ Shannon sah ihn mitleidig an und sagte:"Morgen rufst du erst einmal deine Mom an. Vielleicht erfährst du ja dann näheres.“ Gene wunderte sich:"Wie kommst du denn darauf?" Shannon antwortete:" Das ist nur so ein Gefühl." Dann gingen die zwei schlafen. Wobei es bei Gene noch eine ganze Zeit dauerte, bis er endlich einschlief.




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