Tears Are Falling


Shandi lebte nun schon einige Zeit im KISS-Haus und KISS hatten inzwischen beschlossen, ohne Make-up aufzutreten, als Gene ihr eines Tages eröffnete, dass Vinnie nicht mehr bei KISS war. Shandi fragte:"Wie kommt das?" Gene antwortete nur:"Würdest du jemanden weiter beschäftigen, der einfach ohne Begründung die Band verläßt?" Shandi verstand kein Wort. Gene erklärte weiter: "Vinnie ist einfach nach der letzten Tour verschwunden. Ohne jede Erklärung. Der Kerl ist wie vom Erdboden verschluckt.“ Shandi freute sich insgeheim darüber. Sie hatte die leise Hoffnung, dass nun wieder alles gut würde und Ace zur Band zurückkehrte. Doch da hatte sie sich getäuscht. Gene meinte nur, dass das nicht ginge, denn Ace machte einen Entzug und sei nun nicht in der Lage, wieder zur Band zurückzukehren. Shandi war enttäuscht. Aber sie war auch neugierig auf den Neuen – Mark St. John.



Als sie ihn am nächsten Tag im Studio kennen lernte, traf sie fast der Schlag. Der Typ war ja noch schlimmer als Vinnie! Doch diesmal wollte sie vorsichtiger sein, denn ihr Erlebnis mit Vinnie war ihr noch allzu gut im Gedächtnis. Also begrüßte sie Mark freundlich. Er war jedoch alles andere als nett. Im Gegenteil! Ihre Begrüßung übersah und überhörte er geflissentlich. Shandi dachte: ‚So ein arroganter Idiot!’ Doch sie lächelte und begrüßte Eric und Paul, die sie im KISS-Haus verpasst hatte. Shandi sah der Band eine Weile bei den Proben zu. Hier und da gab sie Gene kleine Tipps, wie er seinen Songs mehr Ausdruck verleihen konnte. Gene grinste, aber er war seiner Tochter sehr dankbar dafür.
Mark ging während einer kurzen Pause zu Eric und fragte ihn:"Was denkt die Kleine, wer sie ist, dass sie sich in alles einmischt?“ Eric sah ihn an und fragte erstaunt:"Hast du nicht mitbekommen, dass sie Genes Tochter ist?“ Mark fragte:"Oh, äh… nein. Ist sie das?" Plötzlich hörte Mar Gene´s Stimme hinter sich:"Ja, das ist sie." Der hatte Marks Bemerkung durchaus mitbekommen. Und so sagte er noch zu ihm:"Wenn es dir nicht passt, dass sie hier ist, dann sag es gefälligst laut.“ Mark war still. Er wusste, es ist besser, sich nicht gleich mit dem Boss anzulegen.



Shandi hielt diesen Typ nicht länger aus. Sie verabschiedete sich von den anderen und machte sich auf den Nachhauseweg.
Dann aber überlegte sie es sich anders.
Sie wollte zu Ace. Als Shandi auf dem Weg dorthin war, dachte sie:"Eigentlich ist das doch Blödsinn. Dad hatte doch gesagt, Ace macht einen…" Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sie Ace sah – sturzbetrunken! So sah also sein Alkoholentzug aus! Wütend lief sie auf ihn zu. Als Ace sie sah, lächelte er:"Hallo Shandi!“ Er war offensichtlich sehr bemüht, gerade zu stehen und vernünftig zu sprechen. Shandi sah ihn verärgert an und schimpfte:"Das nennst du einen Entzug? Von WAS??? Vom Nüchtern-Sein? Ace, ich habe dir immer vertraut. Ich habe immer an dich geglaubt und nun das!" Ace sah beschämt zu Boden und fragte fast weinerlich:"Was soll ich denn machen?" Shandi fasste einen für sie schweren Entschluss:"Wenn du so weiter machst, will ich dich nie wieder sehen. Entweder Du machst einen Alkoholentzug, oder du kannst mir gestohlen bleiben. Ich will dich erst wieder sehen, wenn du mir sagen kannst, dass du es geschafft hast und auf Dauer trocken bist und wenn du mir versprechen kannst, dieses Teufelszeug nie wieder anzurühren. Überlege es dir.“ Ace war total perplex. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Aber zum ersten Mal wurde er nicht wütend oder trotzig. Im Gegenteil. Er nickte und sagte:"Okay, ich will’s versuchen.“ Und er war fest entschlossen, es zu schaffen – schon alleine wegen Shandi. Er mochte sie sehr, das merkte er nun ganz deutlich. Shandi sagte:"Dann ist es ja gut. Denke daran, wenn du es nicht schaffst, siehst du mich nie wieder.“ Ace nickte wieder. Schließlich verabschiedeten sie sich voneinander, Shandi stieg in das nächste Taxi und fuhr nach Hause.
Auf dem ganzen Weg liefen ihr Tränen über das Gesicht. Nie hätte sie geglaubt, so mit Ace reden zu müssen. Sie wünschte sich so sehr, dass er es diesmal schaffte, vom Alkohol loszukommen. Ihr war natürlich klar, dass es auch lange Zeit dauern würde, bis er es wirklich geschafft hatte, doch sie war bereit, auf ihn zu warten.



Zuhause erzählte Shandi Shannon von ihrer Begegnung mit Mark und von ihrem Gespräch mit Ace. Shannon war geschockt über das Verhalten von Mark und sagte:"Was bildet der sich denn ein? Ich hoffe, das so einer nicht lange in der Band bleibt, denn Gene wird so ein Verhalten nicht auf Dauer dulden. Und was Ace angeht, da glaube ich, dass du richtig gehandelt hast. Vielleicht begreift er jetzt, dass er so nicht weiter machen kann.“ Shandi stimmte ihr zu.