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KAPITEL 1
 

Shandi


Shandi war gerade mal 11 ½ Jahre alt, als sie KISS für sich entdeckte und nun war sie auf ihrem ersten Konzert. Aber nicht nur deshalb war sie nervös. Hatte sie doch erst kurz zuvor erfahren, dass ihre Eltern sie als Baby adoptiert hatten.
Ihre leibliche Mutter hatte sie schon kennen gelernt. Sie hieß Esther und war, wie Shandis leiblicher Vater, aus Israel. Da sie aber, während ihrer Affäre mit diesem Mann, noch verheiratet war, entschloss sich Esther, das Baby wegzugeben.



Bei ihrem Treffen erzählte Esther Shandi die ganze Wahrheit über ihre Herkunft, also auch, wer ihr leiblicher Vater war. Gleichzeitig bat sie Shandi inständig, diese Sache erst einmal für sich zu behalten. Shandi gefiel das zwar ganz und gar nicht, aber sie gehorchte.



Und nun war es soweit: Sie sollte ihren leiblichen Vater kennen lernen. So viele Fragen gingen ihr durch den Kopf.
Wie würde er sein?
Was sollte sie zu ihm sagen?
Ob er eventuell schon die Wahrheit kannte?



Auf das Konzert konzentrierte sich Shandi schon längst nicht mehr. Zu sehr war sie in Gedanken auf den Moment danach.



Zum Ende des Konzert stand plötzlich ein bulliger Typ vor ihr. Im ersten Moment war sie erschrocken, hatte sogar richtig Angst bekommen. Woher sollte sie auch wissen, dass dieser Typ John, der Leibwächter von KISS, war? Er brachte sie in die Garderobe der Band. Da standen sie auch schon vor ihr und begrüßten Shandi sehr herzlich. Total eingeschüchtert gab Shandi nur ein leises „Hallo“ von sich. Sie wusste, Gene war ihr leiblicher Vater, aber wusste er das auch? Sie entschloss sich erst einmal, den Mund zu halten. Und eigentlich war er auch gar nicht ihr Lieblingsmitglied bei KISS.
So war sie heilfroh, dass sich Ace und Eric um sie kümmerten. Die beiden waren sehr aufgeschlossen und witzig. Paul, der auf der Bühne total aus sich heraus ging, war hinter der Bühne viel ruhiger. Shandi gefiel das irgendwie.
Nach einer Weile war sie doch mit allen vieren im Gespräch. Und es machte ihr großen Spaß.



Der Abend verging für ihren Geschmack viel zu schnell und sie musste sich wieder von allen verabschieden.



Es vergingen einige Monate, als sie plötzlich einen Brief von Esther bekam:





Mein lieber Schatz,



verzeihe, dass ich Dich auf das Versprechen festgelegt habe, Deinem Vater nichts von Deiner wahren Identität zu sagen, doch ich wollte ihm selber sagen, dass er eine Tochter hat. Und wahrscheinlich hätte er Dir auch sowieso nicht geglaubt.
Inzwischen weiß er aber über Dich bescheid und er wird sich in nächster Zeit bei Dir melden. Also, gedulde Dich noch ein wenig.
Bis bald.
In Liebe.

Esther



Shandi verstand erst mal gar nichts. Aber sie wartete ab. Und wirklich – einige Tage später erhielt sie auch Post von Gene:



Liebe Shandi,

ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll. Wie Du wohl inzwischen weißt, habe ich von Deiner Mutter erfahren, dass Du meine Tochter bist. Da sie es mir persönlich mitteilen wollte, musstest Du schweigen. Es tut mir richtig leid, dass ich nicht schon vor unserem Treffen bescheid gewusst habe. Denn dann wäre alles anders verlaufen.

Ich möchte, dass Du in den nächsten Ferien zu mir kommst. Denn ich möchte Dich richtig kennen lernen. Ich hoffe, Du möchtest das auch.
Deine Eltern wissen auch schon bescheid und sie haben nichts dagegen.
Bis bald also!
In Liebe.

Gene



Shandi war aufgeregt. Bis zu den Ferien war es auch gar nicht mehr allzu lange. Zwei Wochen noch, dann würde sie nach Amerika fliegen und Gene treffen. Und wieder gingen ihr all diese Fragen durch den Kopf:
Wie würde es diesmal sein?
Was würde sie erwarten?
Ob er sie bitten würde, bei ihm zu bleiben? Aber das ging doch nicht. Sie war gerade erst 12 Jahre alt geworden und ging doch noch zur Schule. Außerdem glaubte sie nicht, dass ihre Eltern ihr das jetzt schon erlauben würden. Und was, wenn doch? Wenn man ihr die Entscheidung überließe? Shandi war völlig durcheinander. Sie konnte den Ferienbeginn kaum erwarten.


Endlich war es soweit.
Shandis Eltern brachten sie zum Flughafen und verabschiedeten sich von ihr.
Nun hatte sie einen langen Flug vor sich. Nur noch ein paar Stunden, dann wäre sie bei ihrem leiblichen Vater.
Ob er sie wohl persönlich abholte?
Wie er wohl lebte?



Bald würde das Flugzeug landen.



Gene hatte es sich nicht nehmen lassen, Shandi selber am Flughafen abzuholen.
Fast überschwänglich begrüßte er sie. Dann fuhren sie zusammen nach Hause. Gene war aufgefallen, dass sie während der Fahrt sehr still war und so fragte er:"Ist alles in Ordnung, mein Herz? Du bist so still.“ Shandi sah ihn an und antwortete:"Ich bin nur müde.“ Doch Gene glaubte ihr nicht so ganz:"Da ist doch noch etwas anderes. Das spüre ich doch.“ „Also, schön. Gene, ich kann es einfach noch immer nicht fassen, daß ich deine Tochter bin und jetzt einige Zeit bei dir verbringen kann." Gene lachte und antwortete:"Ach, das ist es."
Sie freute sich auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Vater.



Daheim angekommen, zeigt er ihr erst einmal das ganze Haus. Schließlich zeigte er ihr ihr Zimmer. Shandi fragte:"Wohnen wir jetzt eigentlich alleine hier?" Gene grinste:"Nicht doch. Ich, äh, wir leben hier mit Shannon, meiner Freundin.“ Und wie aufs Stichwort kam Shannon auch in diesem Moment nach Hause und fragte überrascht:"Ihr seid schon hier?" „Ja, wie du siehst. Darf ich dir nun also Shandi vorstellen?“ Gene wandte sich zu Shandi:"Shandi, das ist Shannon.“ Shandi reichte Shannon die Hand zur Begrüßung und sie nahm an.



Gene musste noch einmal weg, da er noch einen Termin mit dem Rest der Band hatte. Doch bevor er ging, sagte er zu Shandi:"Übrigens, würde ich mich sehr freuen, wenn du Dad zu mir sagen würdest. Aber wenn du noch nicht bereit dazu bist, kann ich es auch verstehen.“ Shandi musste nicht lange überlegen und sagte lächelnd:"Ist gut, Dad." Gene ging.



Als Shannon und Shandi alleine waren, fragte Shannon:"Magst du einen Kaffee? Ich habe auch Kuchen besorgt.“ Shandi antwortete:"Ja, gerne." Als sie in der Küche bei Kaffee und Kuchen saßen, fragte Shandi:"Wann hat Dad dir eigentlich von mir erzählt? Und warst du nicht irritiert oder gar enttäuscht, dass er schon eine Tochter hat?“ Shannon lächelte:"Er hat es mir an dem Tag gesagt, als der Brief von deiner Mutter kam. Und nein, ich war nicht enttäuscht. Allerdings war ich schon überrascht.“ Shandi war froh, dass Shannon so nett zu ihr war. Das machte die Situation um einiges leichter."Shannon, Dad ist ja nun alles andere als treu…“ Weiter kam sie nicht, denn Shannon fing an, zu lachen:"Oh ja. Er ist schon ein richtiger Hallodri, aber da ich ihm von Anfang an sämtliche Freiheiten gelassen habe, hat er mich nie ernsthaft betrogen.“
Sie unterhielten sich die ganze Zeit, bis Gene wieder zurück kam.



Er kam in die Küche und sagte:"Hallo, Ihr zwei. Habt Ihr Euch gut unterhalten?“ Shannon und Shandi nickten. Gene genehmigte sich auch einen Kaffe und ein Stück Kuchen. Als er fertig war, sagte Shannon mit einem Augenzwinkern:"Geht jetzt bitte ins Wohnzimmer, ich habe hier noch zu tun." Gene und Shandi gehorchten und gingen ins Wohnzimmer.
Gene fragte:"Und, was hältst du von ihr?“ Shandi antwortete:"Sie ist sehr nett." Dann wollte Gene wissen, wen Shandi bei KISS am liebsten mochte. Mit breitem, verlegenem Grinsen antwortete sie:"Na, dich natürlich.“ Doch Gene glaubte ihr nicht so ganz. Zu offensichtlich war die Verlegenheit in ihrer Stimme. Also sagte sie: „Na schön. Ace Frehley.“ Gene verdrehte genervt die Augen:"Ausgerechnet DER.“ Shandi fragte überrascht:"Wieso? Was ist so falsch daran?“ Gene antwortete:"Das wirst du schon noch merken." Doch insgeheim hoffte er, dass seiner Tochter diese Erfahrung erspart bliebe.




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