Sie sind hier: Startseite  

KAPITEL 28
 

Anyway you slice it


Als Shandi, Kristin und Gene am nächsten Tag zur Polizei gingen, um dort ihre Aussage zu machen, hatte Shandi furchtbare Angst. Sie hatte doch nicht mit Absicht etwas Böses getan.
Der Beamte rief die beiden Mädchen nacheinander in sein Büro. Gene wartete draußen. Kristin erzählte dem Beamten, was am Tag zuvor passiert, war:"Ich war mit Shandi und ihrem kleinen Sohn spazieren gewesen, als plötzlich Pamela vor uns auftauchte. Sie hatte eine Waffe, die sie auf mich richtete. Shandi konnte noch gerade ihr Baby in Sicherheit bringen, da schoss Pamela auch schon auf mich. Dass ich am Leben bin, verdanke ich Shandi, denn sie hat Pamelas Hand so verrissen, dass ich nur an der Schulter einen Streifschuss abbekam. Ich bin hingefallen und weil ich nicht wollte, dass Pamela noch mal auf mich schießt, bin ich auch liegen geblieben. Shandi dachte aber, ich sei tot. Sie wollte Pamela die Waffe entreißen, damit sie nicht noch größeren Schaden anrichten kann. Bei dem Kampf um die Waffe löste sich ein zweiter Schuss, der Pamela tödlich traf. Glauben Sie mir, meine Halbschwester wollte Pamela bestimmt nicht absichtlich töten. Es war ein Unfall.„ Der Beamte nickte nur. Dann sagte er:"Gut, Sie können gehen. Bitte schicken Sie mir Ihre Halbschwester herein.„ Kristin stand auf und ging. Dann schickte sie Shandi zu dem Beamten.
Nun musste auch Shandi berichten, wie sich alles abgespielt hatte:"Also, ich war mit Kristin und meinem kleinen Sohn Jason, der erst wenige Tage zuvor geboren wurde, in der Stadt unterwegs. Plötzlich stand Pamela vor uns. Sie fing an, Kristin zu beschimpfen und dann hatte sie auf einmal diese Waffe in der Hand. Ich konnte meinen Sohn noch gerade aus der Schusslinie bringen, da schoss Pamela auch schon auf Kristin. Ich drehte mich um und versuchte noch, Pamela die Waffe auf der Hand zu schlagen oder etwas in der Art. Und dann sah ich meine Halbschwester da liegen, wie tot. Ich war so wütend, dass ich Pamela die Waffe entreißen wollte. Bei diesem Handgemenge löste sich ein Schuss, der Pamela tödlich getroffen haben muss. Sie sah mich noch an und sackte dann in sich zusammen. Ich wollte sie aber nicht töten. Ich wollte doch nur verhindern, dass sie Kristin umbringt.„
Der Beamte sah Shandi beinahe eindringlich an und sagte schließlich:"Miss Simmons, ich glaube Ihnen ja gerne, dass Sie das im Nachhinein bereuen, aber Sie haben bei Ihrem Kampf mit Mrs. Eisen in Kauf genommen, dass sich ein Schuss löst und eine von Ihnen tödlich verletzt wird. Also, wie Sie es auch drehen und wenden, es ist ein Mord oder zumindest Totschlag.„ Shandi sah ihn erschrocken an und fragte:"Soll das heißen, dass Sie mich jetzt festnehmen?" Der Polizeibeamte entgegnete:"„Normalerweise müsste ich das, aber in Anbetracht der Tatsache, dass Sie vor kurzem ein Baby zur Welt gebracht haben, werde ich Sie gegen Kaution gehen lassen.„ Damit ließ er Shandi gehen. Draußen wollte Gene wissen, was der Beamte gesagt sagte, also erzählte Shandi es ihm. Gene ging in das Büro und fragte den Polizeibeamten:"Ist meine Tochter nun frei? Und was heißt, Sie lassen sie gegen Kaution gehen?„ Der Polizeibeamte antwortete:"Tja, Mr. Simmons. Ihre Tochter ist erst einmal frei. Allerdings müssten Sie eine Kaution für sie stellen.„ Gene wollte wissen:"Und wie hoch ist die?" Der Polizeibeamte antwortete:"Das legt eigentlich ein Richter fest.". Er sah Gene nachdenklich an und sparach schließlich weiter:"Wissen Sie, Mr. Simmons, ich lasse Ihre Tochter so gehen, wenn Sie mir beide versprechen, dass sie nicht versucht, zu fliehen. Fragen Sie mich nicht, warum ich das tue. Es ist nur so, dass mich das offensichtliche Schicksal Ihrer Tochter berührt und ich möchte ihr helfen. Also, nehmen Sie sie mit nach Hause. Doch um eine Anklage wird Ihre Tochter nicht herum kommen. Sie hat, wenn auch ungewollt, den Tod eines Menschen herbeigeführt.„ Gene nickte:"Ich verstehe.„ Dann bedankte er sich bei dem Beamten und fuhr mit seinen Töchtern wieder nach Hause.



Zuhause angekommen, brachte Gene Shannon auf den neuesten Stand. Sie war froh, dass man Shandi nicht gleich festgenommen hatte. Paul, der auch hinzugekommen war, war da allerdings anderer Meinung:"Wieso hat man sie nicht gleich verhaftet? Sie hat Pamela auf dem Gewissen. So etwas gehört eingesperrt.„ Gene sah Paul ungläubig an und fragte ihn:"Was hast du da gerade gesagt?" Paul wiederholte das Gesagte. Gene hätte ihm fast einen K.O. verpasst. Doch er hielt sich zurück. Stattdessen sagte er nur zu Paul:"Ich kann nur hoffen, dass du das nicht ernst meinst. Shandi ist keine kaltblütige Mörderin. Es war ein Unfall.„ Doch Genes Worte ließen Paul kalt.
Er verließ das Wohnzimmer und ging zu Kristin um nach ihr zu sehen. Dort war aber auch Shandi, was Paul nun gar nicht passte. Er fauchte:"Was willst du denn hier? Hast du noch nicht genug angestellt? Musst du jetzt auch noch Kristin damit belasten?„ Shandi sah ihn mit großen Augen an, sagte aber nichts dazu. Auch Kristin war sprachlos. Wie konnte Paul nur so gemein sein? Shandi sagte zu Kristin:"Ich glaube, ich gehe besser." Dann verließ sie das Zimmer.
Als sie weg war, sagte Kristin zu Paul:"Was sollte das denn? Du tust ja gerade so, als hätte sie dir etwas weggenommen. Und soweit ich weiß, war das doch mit Pamela zu Ende. Oder hast Du mich belogen?„ Paul schüttelte den Kopf und antwortete:"Nein. Aber Shandi hat meinem Jungen die Mutter genommen.„ Kristin entgegnete:"Wäre es dir lieber gewesen, wenn Pamela mich umgebracht hätte? Und das hätte sie, wenn Shandi nicht dazwischen gegangen wäre. Pamelas Tod war ein Unfall.„ Paul zischte:"etzt fängst du auch noch damit an. Als wenn Shandi die strahlende Retterin wäre. Ich denke immer noch, dass sie eine Strafe verdient hat.„ Kristin sah ihn geschockt an. So kannte sie Paul nicht. Und so wollte sie ihn auch gar nicht kennen. Deshalb sagte sie wütend:"Geh jetzt! Ich will mich jetzt ausruhen. Und dich kann ich dabei bestimmt nicht gebrauchen.„ Paul tat, was Kristin von ihm verlangte.



Gene wollte gerade zu Shandi, als er noch einmal auf Paul traf, der in diesem Moment Kristins Zimmer verlassen hatte. Gene fragte Paul noch einmal:"Hast du das ernst gemeint, was du vorhin über Shandi gesagt hast?„ Paul antwortete:"Na, und ob ich das ernst gemeint habe. Sie hat meinem Sohn die Mutter genommen.„ Gene sah ihn verständnislos an und fragte ihn:"Und was ist mit Jason?Der braucht seine Mutter doch auch.„ Paul lachte bitter auf. Dann stieß er verächtlich hervor:"Wofür gibt es Mutter-Kind-Stationen in Gefängnissen?„ Gene war sprachlos. So was hätte er niemals von Paul gedacht. Dann sagte er jedoch:"Verdammt, Paul! Jason ist auch dein Sohn. Wann willst du das endlich einsehen?!„ Paul sagte nichts dazu. Er wollte das nicht hören. Er hatte Shandi von Anfang an gesagt, dass er nichts mit dem Jungen zu tun haben wollte. Sie hatte ihn reingelegt, sie hatte dieses Kind behalten wollen, also sollte sie auch sehen, wie sie damit zurecht kam. Gene wartete immer noch auf eine Reaktion und schließlich gab Paul ihm zur Antwort, dass er Jason niemals anerkennen würde. Er hätte die Nacht mit Shandi nicht gewollt und erst recht kein Kind von ihr. Damit ließ er Gene stehen und verließ das Haus.



Als Shannon am Abend das Essen vorbereitet hatte und schon alle am Tisch saßen, war Paul noch immer nicht zurück. Er war ins Tonstudio gefahren, um sich dort abzulenken. Shandi brachte keinen Bissen runter. Irgendwie fühlte sie sich nicht wohl, bei der Tatsache, dass sie in Pauls Augen eine Mörderin war. Sie fragte, ob sie in ihr Zimmer gehen dürfte. Da hörte sie das Weinen von Jason. Shandi eilte gleich zu ihm und kümmerte sich um ihn. Als der Kleine endlich eingeschlafen war, ging sie noch zu ihren anderen Kindern Joanna, Kevin und Farouk. Joanna merkte, wie bedrückt ihre Mutter war und fragte sie, was denn eigentlich los wäre. Shandi überlegte eine Weile, ob sie ihrer Tochter von den Geschehnissen erzählen sollte, denn schließlich war Annie gerade mal sieben Jahre alt. Aber irgendjemanden brauchte sie jetzt zum Reden, also erzählte sie Annie die ganze Geschichte. Annie war erschrocken, dass Pamela einfach so eine Waffe bei sich trug und damit auch noch auf Kristin zielte. Natürlich tat es ihr etwas leid, dass Pamela durch den Kampf um die Waffe tödlich verletzt wurde, aber sie war froh, dass ihre Mutter und ihre Tante noch lebten. Als Shandi ihr dann erzählte, dass Paul ihr wegen Jason das Leben schwer machte, war Annie sehr traurig:"Wieso können Männer nicht zu ihren Kindern stehen? Sie wollen ja auch schließlich den Sex!„ Shandi musste lachen:"Aber Annie, woher hast du denn solche Sprüche?„ Joanna verteidigte sich:"Hast du selber einmal gesagt, das hab ich gehört.„ Shandi lächelte:"Ist schon gut, mein Schatz. Du hast ja auch recht.„ Sie strich ihrer Tochter noch liebevoll durchs Haar, gab ihr einen Gute-Nacht-Kuss und verließ Joannas Zimmer. Danach sah sie noch nach Kevin und Farouk, die sich ein Zimmer teilten. Die beiden lagen schon brav in ihren Betten, so dass Shandi sie nur noch mal richtig zudecken brauchte und ihnen eine gute Nacht wünschte, wobei sie ihren Söhnen jeweils einen dicken Kuss auf die Stirn drückte.



Schließlich ging sie noch einmal ins Wohnzimmer, wo Gene, Shannon und Kristin saßen und verabschiedete sich.
Dann ging Shandi ins Bett. Sie war so müde und erschöpft von diesem Tag, dass sie schnell einschlief.



Währenddessen unterhielten sich Gene, Shannon und Kristin über die Geschehnisse. Gene war aufgefallen, wie angegriffen Shandi wirkte. Kristin sagte:"Daddy, ich denke sie war einfach nur müde und geschafft. Es war heute so viel auf sie eingestürzt.„ Gene entgenete:"Genau das meine ich. „Zuerst die Aussage auf dem Polizeipräsidium und hier macht ihr Paul Vorhaltungen. Er meinte sogar, dass es doch schließlich Mutter-Kind-Stationen gäbe, als ich ihn daran erinnerte, dass Shandi schließlich noch kleine Kinder hat und das Gefängnis jetzt das denkbar Ungünstigste wäre, was ihr passieren könnte.„ Shannon und Kristin sahen Gene ungläubig an. Kristin war so geschockt von seinem Verhalten, dass sie es für den Rest des Abends vorzog, in ihr Zimmer und ins Bett zu gehen. Daraufhin gingen auch Gene und Shannon schlafen.



Paul kam erst mitten in der Nacht nach Hause. Er ging gleich zu Kristin, um noch ein wenig mit ihr zu kuscheln. Als er sie auf den Mund küsste, wurde sie wach. Sie sah ihn allerdings ziemlich wütend an und warf ihn aus ihrem Zimmer:"Mach, dass du raus kommst. Ich habe keine Lust, mit Dir zu schlafen. Und das bleibt auch so, bis du dich wieder geändert hast.„ Paul war überrascht von ihrer Reaktion, doch er wusste, wenn Kristin einmal „nein„ sagte, hieß das auch „nein„. So verzog er sich schweigend in sein eigenes Bett, wo er ziemlich lange brauchte, um einzuschlafen.




Kapitel 27 | Kapitel 29