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KAPITEL 33
 

Watchin you


Am nächsten Morgen betrat Shandi die Küche, um mit ihrer Familie zu frühstücken. Als sie auch Paul da sitzen sah, wusste sie nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte, so warf sie ein allgemeines „Guten Morgen„ in den Raum. Shannon, Gene, die Kinder und auch Paul erwiderten „Guten Morgen„. Gene staunte nicht schlecht, dass sogar Paul so freundlich reagierte, doch er beließ es erst einmal dabei.
Nach dem Frühstück half Shandi kurz beim Abräumen des Tisches, bevor sie wieder in ihrem Zimmer verschwand.
Während Gene mit Shannon und den Kindern ins Wohnzimmer ging, beschloss Paul zu Shandi zu gehen, um mit ihr über die vergangene Nacht zu reden.
Als er ihr Zimmer betrat, begrüßte sie ihn mit den Worten:" Es ist gut, dass du da bist. Ich wollte sowieso mit dir reden.„ Paul erwiderte:"Ja, das wollte ich auch. Weißt du, es ist besser, wenn wir das, was letzte Nacht geschehen ist, vergessen. Verstehe mich nicht falsch, Shandi. Es war schön und ich habe es auch sehr genossen, mit dir diese Nacht so zu erleben, aber es sollte nicht wieder vorkommen.„ Shandi nickte:"Ja, das sehe ich genauso. Und vor allem sollten wir die Sache für uns behalten. Du kannst dir ja vorstellen, was los ist, wenn Kristin oder Dad davon erfahren.„ Paul grinste für einen Moment, doch er wusste, dass Shandi recht hatte. Es war wirklich besser, wenn niemand von den Ereignissen der vergangenen Nacht erfuhr. Shandi fragte ihn:"Warum hast du denn jetzt so gegrinst?„ Paul lächelte und sagte:"Ich hatte mir nur vorgestellt, was für ein Donnerwetter Gene veranstalten würde, wenn er das erfährt. Aber du hast recht. Es wäre nicht gut. Wahrscheinlich würde es nur die Band zerstören. Und das wollen wir wohl beide nicht.„ Shandi stimmte ihm zu.
Paul betrachtete Shandi für eine Weile still und dachte sich:"Wie schön sie ist. Mir ist nie aufgefallen, wie unendlich schön sie mit ihren langen, fast schwarzen Haaren und ihren dunklen Augen ist." In ihm erwachten plötzlich Gefühle, die er sonst nie für Shandi gehabt hatte. Er machte ein paar Schritte auf sie zu, wollte sie wieder in seine Arme schließen. Doch Shandi wich ihm aus. Sie redete Paul ins Gewissen:"Nicht Paul. Wir waren uns doch gerade einig, dass es nie wieder passieren darf. Und ich dachte, du liebst Kristin. Außerdem, wenn wir so weitermachen, zerstören wir alles, was uns wichtig ist. Bitte, lass uns nicht alles kaputt machen nur um des Reizes Willen. Das wäre falsch.„ Paul besann sich wieder und erwiderte:"Ja, du hast ja recht. Es ist nur so, dass ich dich plötzlich mit ganz anderen Augen sehe…„ Shandi fiel ihm ins Wort:"Siehst Du? Und genau das solltest du nicht. Ich bin zwar froh, dass dieser Kleinkrieg vorbei ist, aber ich will nicht, dass du auf einmal anfängst, mich als Frau zu sehen. Ich meine, dass du dich in mich verliebst. Es KANN und es DARF nicht sein.„ Paul nickte. Ein wenig traurig verließ er Shandis Zimmer.
Auf dem Flur begegnete ihm Gene, der ebenfalls mit Shandi reden wollte. Beinahe hätte Paul Gene angerempelt, so sehr war er in Gedanken. Gene sah Paul fragend an:"Was ist denn nur los mit dir?" Paul antwortete:"Nichts. Es ist alles in Ordnung. Na ja, Shandi und ich haben uns endlich ausgesprochen. Vielleicht war ich deshalb noch in Gedanken. Sie hat mir da einiges gesagt, was mich zum Nachdenken gebracht hat.„ Gene verstand zwar kein Wort, aber er nickte. Als Paul an der Treppe war, sagte er noch zu Gene:"Es kann gut sein, dass ich heute fast den ganzen Tag nicht da bin. Geht das in Ordnung oder brauchst du mich?„ Jetzt war Gene total irritiert. Seit wann fragte Paul denn, ob er gebraucht würde? Er tat doch sonst, was er wollte! Dann erwiderte Gene aber:"Nein, heute wollte ich sowieso einen Familientag einlegen. Du kannst also ruhig gehen.„ Paul sagte noch:"Ist gut." Dann ging er hoch in sein Zimmer.



Gene ging weiter zu Shandis Zimmer und klopfte an die Tür. Nachdem Shandi ihn hereingebeten hatte, betrat er ihr Zimmer und mit ernster Miene begann er:"Shandi, ich muss mit dir reden. Ich habe das Gefühl, dass hier etwas vor sich geht, von dem ich nicht weiß, wie ich es einschätzen soll.„ Shandi fragte:"Was meinst du, Dad?" Gene sah sie immer noch sehr ernst an:"Ich meine damit, dass hier plötzlich eine Atmosphäre herrscht, die, sagen wir einmal, recht ungewohnt ist. Du und Paul habt Frieden geschlossen. Das ist ja auch schön, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass etwas zwischen euch passiert ist, was ich nicht weiß. Und das beunruhigt mich.„ Shandi lachte:"Aber Dad, du solltest dir nun wirklich keine Sorgen machen, nur weil zwischen Paul und mir wieder Frieden herrscht. Es ist so, dass Paul und ich gestern ein langes Gespräch hatten und uns vorgenommen haben, diesen dummen Streit zu begraben.„ Gene freute sich über das, was er da hörte. Er wollte wissen:"Also, bleibst du hier und wir können die Sache mit dem eigenen Haus vergessen?" Shandi antwortete:"Nein. Ich werde trotzdem gehen. Bitte, Dad, sei nicht böse, aber ich möchte wirklich in einem eigenen Haus wohnen mit meinen Kindern zusammen. Glaube mir, es ist auf die Dauer besser so.„ Gene wurde wieder traurig. Warum wollte Shandi denn weg, wenn sich die Situation doch wieder gebessert hatte? Er verstand es nicht.
Doch ehe er etwas sagen konnte, hörten Shandi und er eine Kinderstimme fragen:"Warum willst du denn weg? Hast du uns nicht mehr lieb?„ Erschrocken drehten sich die beiden um und schauten zur Tür. Dort stand Nicholas, Shandis kleiner Halbbruder. Shandi ging zu ihm, nahm ihn auf dem Arm und sagte zu ihm:"Du Dummerchen. Natürlich habe ich euch noch lieb. Aber sieh mal. Ich bin schon erwachsen und habe selber Kinder.„ Nicholas nickte und meinte:"Das weiß ich doch.„ Shandi fuhr fort:"Außerdem bin ich doch gar nicht so weit weg. Und wenn du willst, kannst du jeden Tag zu mir kommen und mit den Kindern spielen.„ Nicholas erwiderte fast trotzig:"Das ist nicht dasselbe.„ Dabei schob er die Unterlippe hervor. Shandi lächelte:"Ach, Nick. Mach’s mir doch nicht so schwer. Ich hab dich lieb, kleiner Bruder. Daran wird sich niemals etwas ändern. Aber ich möchte auch mein eigenes Leben führen. Das verstehst du doch, oder?!„ Nicholas versuchte zumindest, seine große Schwester zu verstehen. Inzwischen hatte Shandi ihn wieder abgesetzt und bevor Nicholas ihr Zimmer verließ, fragte er noch:"Kommst du denn auch ab und zu mal mit den Kindern hierher?„ Shandi nickte lächelnd. Das schien Nicholas zu beruhigen. Er lächelte ebenfalls und ging.
Gene sagte:"Na, da hast du ja noch mal Glück gehabt, dass du Nick so schnell überzeugen konntest. Aber bei mir wird dir das nicht gelingen. Denn du weißt, dass ich seinerzeit das KISS-Haus so gebaut habe, dass auch noch weitere Familienmitglieder hier Platz hätten. Also, was ist der wahre Grund, dass du ausziehen möchtest?„ Shandi sah ihren Vater eine Weile ruhig an, dann antwortete sie:"Ich brauche einfach mehr Freiraum. Mir ist hier einfach zuviel los. Außerdem bin ich es leid, ewig unter deiner Beobachtung zu stehen.„ Gene war überrascht von dieser Aussage, aber er hörte Shandi weiter zu:"Dad, du weißt, ich liebe dich und es tut mir auch ein bisschen weh, zu gehen, aber ich muss und möchte mein eigenes Leben führen und das kann ich hier nicht." Gene war zwar immer noch im Zweifel, ob seine Tochter das Richtige tat, doch er gab es auf, ihr widersprechen zu wollen. Sie hatte sich ohnehin längst entschieden. Und sowieso war ihr Haus ja fast fertig. Gene strich Shandi noch mal liebevoll über ihre Wange, bevor er ihr Zimmer verließ. Draußen hielt er inne. Plötzlich fühlte er sich schrecklich alt und wertlos. Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Fast trotzig wischte er diese Gedanken und die Tränen beiseite und ging zu Shannon ins Wohnzimmer.



Währenddessen war Paul zu einem Privatdetektiv gegangen, der herausfinden sollte, wo sich Kristin aufhielt. Paul hatte zwar so eine Ahnung, aber er wollte Gewissheit. Als er das Büro betrat, begrüßte er den Detektiv freundlich und kam gleich zur Sache:"Mr. Dobson, ich möchte, dass Sie eine Person für mich beschatten. Es handelt sich hierbei um meine Lebensgefährtin, Kristin Simmons Carr. Sie ist einfach so verschwunden. Das heißt, ich denke, ich weiß, wo sie ist, aber ich will einfach Gewissheit haben." DEr Privatdetektiv wollte wissen:"Mr. Eisen, wenn Sie Gewissheit haben wollen, warum gehen Sie nicht selber dorthin, wo Sie Ihre Lebensgefährtin vermuten?„ Paul entgegnete:"Weil das auffallen würde. Es muss jemand machen, den Kristin nicht kennt und der nicht weiter auffällt.„ Mr. Dobson verstand zwar noch immer nicht, wieso Paul einen Privatdetektiv anheuerte, aber schließlich bedeutete das, einen Klienten zu haben und das wiederum bedeutete Geld. Also nahm er den Auftrag an. Er besprach mit Paul die Formalitäten und Paul erzählte ihm von seinem Verdacht, wo Kristin sein könnte. Dann sagte Mr. Dobson:"Gut, Mr. Eisen. Ich werde mich heute noch kundig machen, ob Ihr Verdacht bezüglich des Aufenthaltsortes stimmt. Sobald ich Ergebnisse habe, rufe ich Sie an.„ Paul bedankte sich und vereinbarte mit Mr. Dobson ein Honorar, wobei Paul eine Hälfte sofort bezahlte, den Rest, wenn Mr. Dobson ihm Ergebnisse lieferte. Dann verließ Paul wieder das Büro und ging noch ein wenig durch die Stadt.



Mr. Dobson hingegen machte sich gleich auf den Weg zu Bruces Haus, wo Paul Kristin vermutete.



Und Paul hatte recht. Mr. Dobson konnte durch ein Fenster beobachten, wie Bruce und Kristin sich sehr leidenschaftlich küssten. Mr. Dobson machte einen unbedachten Schritt zurück und trat versehentlich auf einen Ast, der auf dem Weg lag.
Durch das Knacksen wurden Bruce und Kristin dann sofort auf ihn aufmerksam. Da er noch sehen konnte, dass Bruce sofort zur Türe lief, wollte sich der Privatdetektiv aus dem Staub machen, doch Bruce war schneller. Sobald er ihn erreicht hatte, packte er Mr. Dobson am Kragen und fragte lautstark, was er an diesem Haus verloren hätte. Mr. Dobson dachte natürlich gar nicht daran, Bruce zu erklären, was er dort machte. Mit einem heftigen Ruck riss er sich los und entwischte Bruce.
Der ging wieder zurück ins Haus und erzählte Kristin von dieser Begegnung. Kristin war sicher, dass Paul diesen Mann geschickt hatte. Bruce hatte zwar seine Zweifel, doch andererseits war es Paul auch zuzutrauen, dass er jemanden auf Kristin angesetzt hatte.



Wieder zurück in seinem Büro, rief Mr. Dobson Paul gleich an, um ihn über die Ereignisse zu informieren. Paul war verärgert:"Sie haben sich von Bruce Kulick erwischen lassen? Das darf doch wohl nicht wahr sein. Sie glauben doch wohl nicht, dass ich Sie unter diesen Umständen bezahle, wenn Sie gleich zu Anfang Ihrer Recherchen versagen.„ Damit legte Paul einfach wieder auf, ohne Mr. Dobson auch nur noch ein einziges Mal zu Wort kommen zu lassen. Er dachte sich:"Alles muss man selber machen. Na, schön. Heute kann ich nichts mehr machen. Kristin ist nicht dumm. Sie wird sich denken können, dass ich diesen Volltrottel von Privatdetektiv angeheuert habe."



Ein wenig frustriert machte er sich wieder auf den Weg zum KISS-Haus.



Shandi war immer noch in ihrem Zimmer und überlegte, wie sie die Zeit, bis ihr eigenes Haus fertig war, im KISS-Haus überstehen sollte, ohne dass Paul und sie sich verrieten. Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als die Zimmertüre plötzlich aufgerissen wurde. Es war Paul, der immer noch ziemlich genervt war, von den Ereignissen. Eigentlich wollte er nur mit Shandi darüber reden, um seinem Ärger Luft zu machen, doch jetzt, wo er Shandi wieder vor sich sah, erwachte erneut diese unvernünftige Sehnsucht. Ohne ein Wort zu sagen, zog er Shandi in seine Arme und küsste sie so heftig, dass ihr fast die Luft wegblieb. Shandi war vollkommen überrascht, schaffte es aber, sich von ihm loszureißen. Dann gab sie Paul wütend eine Ohrfeige und sagte wütend:"Bist du jetzt komplett übergeschnappt?" Sie sah besorgt aus ihrem Fenster in den Garten, wo Gene zusammen mit Shannon und den Kindern herumtollte. Dann wandte sie sich wieder Paul zu:"Tu das nie wieder. Dad ist mit den Kindern und Shannon im Garten. Was meinst Du, was hier los ist, wenn die das mitbekommen?!„ Paul rieb sich immer noch die Wange, wo Shandi ihn hingeschlagen hatte und bemerkte:"Du hast eine ganz schön kräftige Rechte, weißt du das? Es tut mir leid. Ich konnte jetzt einfach nicht anders. Ich war einfach so frustriert wegen Kristin. Und da wollte ich jetzt eigentlich mit dir drüber reden, weil ich glaube, dass du mich verstehst. Doch als ich dich gerade wieder so da sitzen sah, konnte ich nicht anders. Verdammt, wieso bist du auch so wahnsinnig hübsch?„ Shandi musste lachen. Diese Frage hatte ihr noch niemand gestellt. Und so zuckte sie nur kurz mit den Schultern. Paul erzählte ihr schließlich von den Geschehnissen des Tages. Shandi war geschockt, dass Paul wirklich so weit ging, einen Privatdetektiv zu engagieren. Doch andererseits verstand sie Paul auch. Es war einfach zu viel passiert. Und dann vermasselte dieser Trottel von einem Detektiv auch noch alles. Shandi riet Paul, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Da sagte Paul:"Gut, ich lass es, wenn du dafür bei mir bleibst.„ Shandi sah ihn mit großen Augen an. Paul sprach weiter: „Ich würde mich auch endlich um Jason kümmern. Ich würde zu dir und deinen Kindern stehen.„ Shandi dachte sich:"Das wäre ein verlockendes Angebot. Paul als der Mann an meiner Seite. Und ich hätte einen Vater für die Kinder… BLÖDSINN." wischte sie entschlossen diese Gedanken beiseite. "Paul liebt im Prinzip nur Kristin und ich… ich liebe doch Ace." Sie sah Paul ernst an und sagte schließlich:"Nein, Paul. Es geht nicht. Ich werde bald gehen. Mein Entschluss steht fest, aber es wäre schön, wenn du dich trotzdem etwas mehr mit deinem Sohn befassen würdest.„ Paul willigte zwar ein, doch er wusste, dass er dieses Versprechen gar nicht halten konnte – zu sehr würde er mit Kristin beschäftigt sein. Er verabschiedete sich kurz bei Shandi und verließ ihr Zimmer.
Dann ging er hoch in sein Zimmer um einen Plan auszuarbeiten, wie er am besten Kristin wieder für sich gewinnen könnte.







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