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KAPITEL 15
 

It Never Goes Away


Nach Freddies Tod rief Shandi ihren Vater an:"Hi, Dad. Ich bin’s, Shandi. Ich wollte dir nur sagen, dass Freddie gestorben ist.“ Gene war einen kurzen Moment still, dann sagte er:"Mein armes Täubchen. Das tut mir sehr leid. Ich hoffe, es geht dir relativ gut.“ Shandi lachte bitter auf und fragte:"Was denkst Du? Es geht mir schlecht. Ich habe schließlich gerade meinen Ehemann verloren.“ Gene entschuldigte sich für seine unbedachte Bemerkung. Ihr zu erklären, dass er sich doch nur hilflos fühlte und nicht so recht wusste, was er sagen sollte, hätte nichts gebracht, das wusste er. Also fragte er Shandi, wann sie wieder nach Hause käme. Shandi antwortete:"Erst einmal nicht. Du weißt, ich bin hochschwanger und außerdem braucht Jim mich noch.“ Das gefiel Gene nicht, aber er wagte nicht, seiner Tochter am Telefon zu widersprechen. Stattdessen sagte er:"Das ist schon okay. Komm einfach dann nach Hause, wenn du glaubst, dass du bereit dazu bist.“ Shandi bedankte sich für sein Verständnis und legte den Hörer auf.



Sie ging zu Jim und dann besprachen sie, wie die Beerdigung Freddies gestaltet werden sollte. Jim meinte, dass es besser sei, Freddies Familie mit einzubeziehen, da sie ja streng gläubig waren. Shandi war einverstanden und rief gleich Freddies Eltern an.



Als sie eintrafen, gab es erst einmal tränenreiche Szenen, bis man sich schließlich an die Vorbereitungen zur Beerdigung machte. Danach stand fest, dass Freddies Leichnam eingeäschert werden sollte. Die Zeremonie sollte nach dem Glauben der Eltern gehalten werden. Es wurde auch eine Gästeliste angefertigt. Zur eigentlichen Zeremonie waren nur die Familie sowie die engsten Freunde geladen. Das Datum stand auch bald fest. Es war der 27.11.



Doch Shandi konnte nicht an der Beerdigung teilnehmen, denn genau an diesem Tag lag sie mit Wehen im Krankenhaus.
Jim hatte lange überlegt, ob er nun zur Beerdigung gehen oder an Shandis Seite sein sollte. Shandi sagte ihm aber, dass er zur Beerdigung gehen müsse, wenn sie schon nicht hingehen konnte. So war sie alleine, als ihr kleiner Sohn geboren wurde. Sie sah den Kleinen an und weinte. Zu ähnlich sah er seinem Vater.



Jim hatte Freddies Eltern erklärt, dass Shandi nicht da sein konnte, da sie das Baby bekam.



Gleich nach der Bestattung fuhren Mr. und Mrs. Bulsara mit Jim ins Krankenhaus, um nach Shandi zu sehen.
Als Mrs. Bulsara ihren Enkel sah, rief sie:"Farouk!“ Mr. Bulsara war auch ganz verblüfft, wie sehr sein Enkel seinem Sohn glich. Shandi sah die beiden an. Die Tatsache, dass Mrs. Bulsara gleich Freddies richtigen Namen ausrief, brachte sie auf die Idee, ihren kleinen Sohn ebenfalls Farouk zu nennen. Doch sie fragte ihre Schwiegereltern erst, ob das auch für sie in Ordnung sei. Mr. Bulsara sagte:"Natürlich ist es das. Schließlich lebt unser Sohn so in deinem weiter.“ Shandi lächelte. So erhielt der Kleine den Namen Farouk Bulsara jr.



Als sie mit ihrem Sohn aus dem Krankenhaus entlassen wurde, blieb Shandi noch etwa zwei Wochen bei Jim.



Irgendwann sagte er:"Shandi, bald ist Weihnachten. Möchtest du da nicht lieber zuhause bei deinem Vater sein? Außerdem möchte der doch bestimmt seinen kleinen Enkel kennen lernen. Und vergiss nicht, deine anderen Kinder brauchen dich auch.“ Shandi antwortete:"Ja, du hast recht, Jim. Aber dann bist du alleine.“ Jim lächelte:"Mach dir um mich keine Sorgen, Kleines. Ich komme schon zurecht. Und du bist ja auch nicht aus der Welt. Wenn es dir recht ist, werde ich dich hin und wieder anrufen und du kannst mich ja auch jederzeit besuchen.“ Shandi nickte. Sie war zwar ein wenig traurig, von Jim wegzugehen. Doch sie freute sich auch auf ihre Familie.



Am nächsten Tag machte sie sich mit Farouk auf den Weg zurück nach Amerika.



Während des langen Fluges schlief der Kleine ganz friedlich und auch Shandi war eingenickt.

Als sie ankamen, wurden sie von Gene abgeholt. Shandi war überrascht darüber. Gene erklärte ihr, dass Jim ihn angerufen hatte und ihm sagte, dass sie wieder zurückkommen würden.
Auf der Fahrt zum KISS-Haus war Shandi sehr still und Farouk schlief immer noch. Gene fragte:"Was bist du denn so still, mein Schatz?“ Shandi sah ihren Vater an:"Ich bin traurig, weil ich meinen Ehemann verloren habe und mich gar nicht richtig von ihm verabschieden konnte.“ Gene sagte:"Aber du warst doch bei ihm, als er starb." Shandi nickte und entgenete:"Das ist richtig, aber bei seiner Beerdigung war ich nicht." Gene verstand das. Irgendwie wollte er etwas tröstliches sagen. Also sagte er:"Glaube mir, das geht bald vorbei.“ Shandi schüttelte den Kopf und widersprach ihrem Vater:"Nein, Dad. Dieser Schmerz geht niemals vorbei.“ Gene wurde still. Denn es gab da noch etwas, was seiner Tochter zusetzen würde: Eric Carr war inzwischen auch gestorben und das konnte er ihr seinerzeit nicht am Telefon sagen. Nun würde er es aber müssen. Und das machte ihm zu schaffen.



Im KISS-Haus angekommen, wurde Shandi stürmisch von Joanna und Kevin begrüßt. Die beiden wollten wissen:"Wo ist Freddie und das Baby?" Shandi traten die Tränen in die Augen. Dann sagte sie:"Freddie ist gestorben. Aber euer kleiner Bruder ist natürlich hier.“ Joanna und Kevin waren sehr unglücklich über Freddies Tod. Aber als sie den kleinen Farouk sahen, war das bald wieder vergessen.
Gene bat Shandi in die Küche und sagte zu ihr:"Mein Schatz, ich muss dir etwas sagen." Shandi sah ihn erwartungsvoll an. Gene sprach weiter:"Während deiner Abwesenheit ist etwas passiert…“ Weiter kam er nicht, denn Shandi sagte sofort:"Eric ist tot, nicht wahr?!“ Gene sah sie mit großen Augen an und nickte. Er wollte wissen:"Woher weißt du das?" Shandi lächelte:"Dad, wenn er noch da wäre, hättest du nicht so angefangen. Und wenn es ihm wieder besser gegangen wäre, wäre er doch hier.“ Gene nickte und fuhr fort:"Da ist noch etwas, mein Herz. Deine Schwester wird über die Weihnachtsferien hier sein. Sie weiß nichts von deiner Affäre mit Eric. Bitte sag es ihr auch nicht. Und was Kevin angeht, sorge einfach dafür, dass Kristin ihn nicht zu Gesicht bekommt.“ Shandi war irritiert. Was hatte denn Kristin mit Eric zu tun? Gene machte ein Gesicht, als hätte er sich gerade irgendwie verletzt oder etwas in der Art. Shandi sah ihn streng an und fragte:"Dad, gibt es da vielleicht etwas, dass du mir erklären möchtest?" Gene wich ihrem Blick aus. Hatte er nicht selber gesagt, er wollte nicht, dass seine Töchter von der Tatsache erfuhren, dass Eric mit der einen geschlafen, aber die andere geheiratet hatte? Und nun machte er diesen Fehler. Nun war er im Zugzwang. Er musste Shandi die Wahrheit sagen. Darum fragte er:"Was hat Eric dir eigentlich gesagt, warum das mit euch auf Dauer nichts würde?“ Shandi entgegnete:"Er sagte, er sei bereits verheiratet und dass es deshalb nicht ginge.“ Gene fragte:"Aber mit wem er verheiratet war, hat er dir nicht gesagt?" Shandi reagierte mit Kopfschütteln. Doch plötzlich verstand sie. Shandi konnte schließlich eins und eins zusammenzählen. Es brach aus ihr heraus:"Seine Ehefrau war Kristin! Deshalb soll ich auch Kevin vor ihr verstecken und ihr bloß nichts von mir und Eric erzählen.“ Gene wurde rot. Shandi fuhr fort:"Vergiss es, Dad! Ich werde Kevin nicht wegen dieser….“ Shandi stockte. Beinahe wäre ihr ein böses Wort rausgerutscht. Sie bremste sich aber und sagte stattdessen:"… wegen IHR in seinem Zimmer einsperren. Das kann und das will ich nicht.“ Damit verließ sie die Küche, ging in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Na, toll! Gene wusste genau, dass die nächsten Wochen die Hölle sein würden, wenn Kristin auch erst einmal die Wahrheit erfahren würde.



Einige Tage später war es soweit:
Kristin kam aus Deutschland nach Amerika.



Sie begrüßte zunächst einmal alle, doch ihre Augen blickten sich suchend um. Paul, der ja auch im KISS-Haus wohnte, fragte seine Tochter Stephanie leise:"Hast du ihr nicht gesagt, dass Eric tot ist?“ Stephanie war im gleichen Alter wie Kristin und genau wie Kristin war sie als Baby einfach entführt worden. Die beiden Mädchen hatten sich erst jetzt im Internat kennen gelernt. Und so hatte Paul auch seine Tochter wieder gefunden. Stephanie antwortete genauso leise:"Doch, das habe ich. Aber sie hat mir nicht geglaubt. Sie war sogar richtig böse geworden.“
Kristin ging ins Erics Zimmer, doch das war leer. Stattdessen fand sie auf dem Tisch ein Foto von Eric und eine brennende Kerze davor.
Sie kam zurück in die Küche. Mit traurigen Augen sah sie in die Runde, doch sie lächelte tapfer.
Es herrschte betretenes Schweigen, bis Kevin, der in seinem Zimmer gespielt hatte, runter kam. Aufgeregt kam er zu Shandi. "Mami, ich kann mein Lieblingsshirt nicht finden. Weißt du, wo das ist?“ Shandi wollte gerade die Küche mit ihm verlassen, um ihm beim Suchen zu helfen, da fiel Kristins Blick auf ihn. Erschrocken erkannte sie ihren geliebten Eric in dem Jungen. Genau die gleichen Augen, das gleiche Lächeln und die dunklen Locken. Wütend verließ sie die Küche, rannte in ihr Zimmer und warf die Tür mit lautem Knall hinter sich zu. Gene verdrehte die Augen. Das hatte er befürchtet. Er wollte ihr hinterher, da sagte Shandi:"Lass nur, Dad. Das mache ich besser.“ Gene war nicht der Meinung, dass das besser sei, aber er ließ Shandi zu Kristin. Shandi ging zu Kristins Zimmer und klopfte an die Türe. Kristin öffnete ihr und fragte wütend:"Was willst du?“ Shandi sagte:" Ich will mit Dir reden." . Da blitzten Kristins Augen auf und sie schrie Shandi an:"Ich wüsste nicht, was wir zu bereden hätten. Du hast einen Sohn von meinem Ehemann. Und jetzt erzähle mir nicht, das der Junge durch Zufall so aussieht wie Eric. Dass ausgerechnet du mir so etwas antust, hätte ich nie von dir gedacht. Aber jetzt weiß ich, was ich von dir zu halten habe. Du hast dich einfach an meinen Mann herangemacht, als ich im Internat war, stimmt’s?! Und nun hast du auch noch die Frechheit, hier wieder aufzutauchen, als wäre nichts gewesen. Ich habe während meiner Ferien besseres zu tun, als dir und deinem Bastard ständig über den Weg zu laufen.“ Shandi bemühte sich, die Fassung zu wahren. Sie konnte Kristin ja auch verstehen. Ruhig sagte sie zu Kristin:"Ich weiß, dass du jetzt wütend bist. Ich kann deine Wut auch verstehen, aber höre mir doch bitte erst mal zu. Und Kevin ist bestimmt kein Bastard. Er kann am allerwenigsten dafür. Also projiziere bitte nicht deine Wut auf ihn. Wenn es jemand verdient hat, dann ich und auch dein Ehemann.“ Das brachte Kristin erst recht in Rage. Sie warf Shandi aus dem Zimmer.



Traurig ging Shandi ins Wohnzimmer. Gene ging zu ihr und sagte:" Das Gespräch ist wohl nicht so gut gelaufen, mein Liebes." Shandi sah ihn an und sagte leise:"Nein. Sie hat mir ja nicht einmal richtig zugehört.“ Weinend schmiegte sie sich in Genes Arme. Was die beiden nicht wussten:
Kristin war noch einmal aus ihrem Zimmer gekommen, weil sie eigentlich im Wohnzimmer fernsehen wollte. Doch als sie Shandi und Gene da sitzen sah, blieb sie still in der Türe stehen. Und die beiden bemerkten sie nicht. Shandi sprach weiter:"Dad, ich wollte ihr doch bestimmt nicht wehtun. Woher sollte ich denn wissen, dass Eric überhaupt verheiratet war? Er hat es mir doch erst gesagt, nachdem wir miteinander geschlafen hatten. Und selbst da hat er mir noch verschwiegen, wer seine Ehefrau ist. Ich hätte das alles doch nie getan, wenn ich vorher die Wahrheit gewusst hätte. Dad, das musst du mir glauben.“ Gene antwortete: „Mein Kleines, ich glaube dir ja. Eric hat es mir ja auch erst gesagt, als es schon zu spät war.“ Shandi sah ihren Vater traurig an. "Was soll ich denn jetzt machen, Dad? Sie ist doch meine Halbschwester und ich liebe sie doch auch.“ Gene entgegnete ihr:"Sage es ihr. Vielleicht hört sie Dir ja doch zu.“ Nun konnte Kristin nicht mehr länger still sein. Sie hatte alles mit angehört und war sehr berührt von dem, was Shandi da sagte. Mit Tränen in den Augen hockte sie sich zu ihr und sagte:"Es tut mir leid, Shandi. Ich war einfach nur so wütend und verzweifelt. Erst verliere ich den Mann, den ich über alles geliebt habe und nun erfahre ich, dass er mich betrogen hat. Das war einfach zu viel.“ Dann nahm sie Shandi mit in Erics Zimmer. dort sagte sie zu ihr:"Wir hatten ja nun keinen guten Start." Shandi grinste:"Nein, den hatten wir wirklich nicht.“ Kristin wollte wissen:"Wie hast du Eric eigentlich kennen gelernt?" Shandi atmete tief durch und sagte dann:"Das ist eine lange Geschichte.“ Schließlich erzählte sie Kristin alles. Und eben auch, wie es zu der Nacht zwischen ihr und Eric kam. Kristin hörte ihr aufmerksam zu. Hin und wieder schüttelte sie den Kopf, als Shandi ihr von Vinnie, Ace und Roger erzählte. Bevor Shandi ihr von Freddie und ihrem Sohn Farouk erzählen konnte, klopfte es an der Türe. Beide sagten gleichzeitig:"Herein“ und mussten lachen. Es war Shannon:"Shandi, Farouk weint. Ich glaube, er hat Hunger.“ Shandi verließ das Zimmer und kümmerte sich um Farouk. Kristin war ihr gefolgt und sah sie fragend an, während sie das Geschehen beobachtete. Shandi fragte:"Was ist?" Kristin wollte wissen:"Und wessen Sohn ist das?" Shandi zögerte. Dann antwortete sie:"Das ist Farouk, Freddie Mercurys Sohn.“ Kristin traute ihren Ohren nicht und rief aufgebracht:" Wie bitte? Bist du verrückt? Der Typ hat AIDS!" Shandi erklärte:"Ich bin nicht verrückt, Kristin. Ja, er HATTE AIDS. Und es war auch so nicht geplant, aber sowohl Farouk als auch ich sind gesund. Keine Sorge.“ Kristin fragte irritiert:"Was heißt, er HATTE?“ Shandi schluckte. Leise sagte sie:"Freddie ist tot. Und ich bin auch Witwe, genau wie du.“ Kristin hätte sich wahrscheinlich am liebsten auf die Zunge gebissen. Betroffen sah sie ihre Schwester an und sagte kleinlaut zu ihr:"Das wusste ich nicht." Shandi fuhr fort:"Weißt du, ich wusste, dass Farouk alles sein würde, was mir von Freddie bleibt, darum habe ich auch damals nicht abgetrieben.“ Kristin nickte:"Das verstehe ich.“



Nachdem Shandi ihren Sohn gewickelt und gefüttert hatte, brachte sie ihn ins Bett. Dann kümmerte sie sich noch um Joanna und Kevin, der inzwischen selber sein Lieblingsshirt gefunden hatte. Als sie zu ihm ins Zimmer kam, fragte er Shandi:"Mami, mag Kristin mich nicht?“ Shandi antwortete:"„Ach, das ist doch Unsinn. Natürlich mag sie dich, aber sie ist auch sehr traurig, weil ihr Ehemann gestorben ist. Und du siehst ihm ein bisschen ähnlich.“ Kevin sah sie nachdenklich an und sagte:"Das verstehe ich nicht. Roger ist doch mein Papa, oder!?“ Shandi schüttelte den Kopf und erklärte ihrem Sohn:"Eigentlich wollte ich es dir ja erst sagen, wenn du älter bist. Aber ich denke, es ist besser, wenn ich es dir jetzt sage. Roger ist nicht dein Papa, sondern Eric Carr. Der war bis vor kurzem bei KISS Schlagzeuger und war auch Kristins Ehemann, aber das wusste ich damals nicht.“ Kevin erwiderte:"Ups, na dann kann ich verstehen, dass Kristin so böse ist.“ Shandi lächelte:" Das ist sie nicht mehr. Und nun gute Nacht, mein Schatz.“ Sie drückte ihrem Sohn noch einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.



In der Küche geriet sie mitten in eine brenzlige Situation:
Eric Singer, der neue Schlagzeuger von KISS, war ins KISS-Haus gekommen und nun wollte er sich Kristin vorstellen und ihr sein Beileid aussprechen, doch Kristin dachte gar nicht daran, ihm auch nur zuzuhören, geschweige denn seine Hand anzunehmen. Stattdessen fragte sie ihn wütend:"Was willst du denn hier? Du bist doch in Wirklichkeit froh, dass du jetzt an der Stelle meines Ehemannes bist!" Dann, ehe sich Eric auch nur rechtfertigen konnte, gab sie ihm eine saftige Ohrfeige. Shandi war erschrocken. Auch Eric Singer war erschrocken. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Shandi zog Kristin aus der Küche und fragte ihre Halbschwester:"Was ist denn in dich gefahren?" Kristin blitzte sie wütend an:"Du willst diesen Blödmann doch nicht etwa in Schutz nehmen?! Der hat das gar nicht anders verdient. Der schleicht sich einfach in die Band und nun tut er auch noch so, als würde ihm Erics Tod leid tun.“ Shandi versuchte Kristin zu beruhigen:"Nein, ich will ihn gar nicht in Schutz nehmen. Er ist mir genauso ein Dorn im Auge, wie dir. Aber eine Ohrfeige ist bestimmt nicht das, was sich für eine junge Frau gehört. Kristin, so verhält sich höchstens ein Teenager.“ Kristin fing an, zu lachen und sagte:"Das ist gut. Was meinst du denn, was ich bin?“ Shandi war verwirrt und wollte wissen:"Wieso? Wie alt bist du denn?“ Kristin antwortete:" Ich bin 16 Jahre alt." Nun war Shandi wirklich irritiert und sagte:"Du warst doch mit Eric verheiratet.“ Kristin antwortete:"Ja. Daddy hat es mir damals erlaubt. Obwohl ich noch so jung bin. Aber was macht das für einen Unterschied?“ Shandi sah sie ungläubig an. Dann sagte sie:"Und bei mir macht er immer noch so einen Aufstand, obwohl ich volljährig bin. Das heißt, inzwischen bin ich 23.“ „Oh“, sagte Kristin nur. Sie gingen in Shandis Zimmer, um sich dort weiter zu unterhalten.
Dort sagte Kristin:"Du magst diesen Eric Singer also auch nicht. Aber warum hast du mich dann von ihm weggezogen?“ Shandi entgegnete:"Weil ich dich zwar verstehen kann, aber ich denke, dass dein Verhalten nicht ganz richtig war. Glaubst du denn wirklich, dass er den Tod deines Ehemannes gewollt hat?“ Kristin wurde etwas nachdenklich. Vielleicht hatte Shandi ja recht. Aber trotzdem - entschuldigen würde sie sich auf keinen Fall. Sie sagte zu Shandi:"Der Typ ist doch widerlich, mit seinem Bubi-Gesicht und den blonden Haaren passt er so gar nicht zu KISS. Das musst du doch zugeben." Shandi lachte. „Oh ja, da gebe ich dir allerdings recht.“ Shandi und Kristin lästerten weiter über den „Milchbubi“, wie sie Eric Singer verächtlich nannten.
Dann wurden sie plötzlich wieder ernst. Beide dachten an Eric Carr. Kristin fragte:"Meinst du, dass es irgendwann nicht mehr so weh tut?" Shandi hob die Schultern und antwortete:"Ehrlich gesagt, glaube ich, dass es zumindest sehr lange dauern wird, bis der Schmerz und die Trauer nachlassen. Aber so richtig wird es wohl nie vorbei sein.“ Sie nahm Kristin noch einmal in die Arme, wünschte ihr eine gute Nacht und ging dann auch ins Bett. Allerdings, ohne sich von ihrem Vater und dem Rest zu verabschieden, denn Eric Singer wollte sie nun auch nicht noch mal begegnen.



Als Gene nach ihr sah, um ihr eine gute Nacht zu wünschen, fragte er:"Warum hast du dich denn nicht wenigstens verabschiedet? Von Kristin hatte ich im Moment nichts anderes erwartet, aber du hättest doch noch einmal kommen können.“ Shandi sah ihren Vater ernst an und sagte:"Nein, Dad. Denn ich mag diesen Milchbubi genauso wenig wie Kristin. Hättet Ihr nicht wenigstens warten können, bis die schlimmste Trauer um Eric vorbei ist?“ Gene war traurig, dass sich auch Shandi gegen ihn stellte. Doch andererseits verstand er seine Töchter auch. So sagte er nicht mehr dazu, als:"Wir reden morgen darüber. Gute Nacht, mein Kleines,“ Shandi sagte noch:"Gute Nacht, Dad“, dann ging Gene wieder zu den anderen.




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