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KAPITEL 14
 

The Oath


Shandi verlebte, zusammen mit Joanna und Kevin, eine glückliche Zeit bei Freddie und Jim. Die beiden taten auch wirklich alles, dass sich ihre Gäste wie zuhause fühlten.
Shandi beobachtete, wie liebevoll sich Freddie um ihr Kinder kümmerte.

So blieb es nicht aus, dass sie sich nach und nach in ihn verliebte. Doch sie wollte sich nicht zwischen ihn und Jim drängen, also schwieg sie darüber.
Jim jedoch bemerkte, dass Shandi Gefühle für Freddie entwickelt hatte.



Er sprach sie darauf an, als Freddie nicht zuhause war:"Shandi, kann es sein, dass du dich in Freddie verliebt hast?" Shandi fühlte sich ertappt. Sie stotterte:"Ich… äh. Wie… wie kommst du denn darauf?“ Jim ließ sich nicht beirren:"Shandi, ich sehe doch, wie du ihn ansiehst.“ Shandi antwortete:"Jim, ich habe mich ja dagegen wehren wollen. Schließlich seid Ihr doch ein Paar. Und ich wollte mich nicht so einfach zwischen euch drängen. So etwas tue ich nicht. Aber du hast recht, ich habe mich wirklich in Freddie verliebt. Er ist so warmherzig und er geht so liebevoll mit meinen Kindern um.“ Jim verstand sie. Er sagte:"Also gut. Wenn Freddie auch so fühlt, was ja gut möglich ist, werde ich euch nicht im Weg stehen.“ Shandi wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte ein schlechtes Gewissen Jim gegenüber.



Als Freddie am späten Nachmittag nach Hause kam, sprach Jim mit ihm:"„Shandi hat mir heute gestanden, dass sie inzwischen mehr für dich empfindet, als nur Freundschaft. Was denkst du darüber?“ Freddie sah Jim überrascht an und antwortete:"Aber Jim, wir beide sind doch zusammen. Und ich werde den Teufel tun, das aufs Spiel zu setzen.“ Jim lächelte:"Freddie, ich denke schon, dass du auch etwas für Shandi empfindest. Und in ihre Kinder bist du auch ganz vernarrt. Das ist etwas, das ich dir nicht bieten kann.“ Freddie dachte einen Moment über Jims Worte nach. Dann sagte er:"Du hast recht. Aber ich will das, was wir haben, nicht zerstören.“ Jim fragte:"Muss das denn so sein? Weißt du, ich habe mir überlegt, dass du weder auf das eine noch auf das andere verzichten musst.“ Freddie lachte:"Du kommst vielleicht auf Ideen. Wie soll das denn gehen?“ Jim fand das alles andere als komisch. Er meinte es sogar sehr ernst. Er erklärte Freddie:"Sieh mal, ich glaube, dass Shandi dir Dinge geben kann, die ich dir nicht geben kann und umgekehrt. Sie und ich könnten uns sehr gut bei dir ergänzen. Natürlich wäre sie wirklich nur deine Frau. Ich hätte nichts mit ihr zu tun.“ Freddie hielt zunächst nicht viel von Jims Plänen. Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr musste er Jim recht geben. Und außerdem liebte er Shandi ja auch.
Freddie ging zu Shandi und sprach mit ihr über sein Gespräch mit Jim. Shandi war einerseits entsetzt, doch andererseits fand sie Jims Reaktion auch rührend. Er hatte sich richtig Gedanken gemacht, dass keiner auf der Strecke blieb. Trotzdem zögerte sie noch.



Aber nicht lange.
Denn nach einiger Zeit fragte Freddie sie tatsächlich, ob sie ihn heiraten wolle. Sie wollte gleich mit einem „Ja“ antworten, doch Freddie sprach weiter:"Mein Liebes, bevor du jetzt antwortest, muss ich dir etwas sagen. Das fällt mir jetzt nicht ganz leicht, weil ich dich wirklich liebe und dir nicht wehtun will. Aber wiederum denke ich, dass du die ganze Wahrheit über mich wissen solltest, bevor wir heiraten.“ Shandi sah Freddie fragend an. So sagte er:"Shandi, ich bin schon seit einiger Zeit HIV-positiv. Und vor kurzem ist die Krankheit bei mir ausgebrochen. Liebes, du bist, neben Jim, die einzige, die das weiß.“ Shandi standen Tränen in den Augen. Da hatte sie endlich jemanden gefunden, der sie liebte und den sie genau so sehr liebte und nun erfuhr sie, dass sie vielleicht bald nach der Hochzeit wieder Witwe sein würde. Doch sie war sich auch sicher, dass sie seine Frau werden wollte. So sagte sie "Ja“.


Im Februar 1991 heirateten Shandi und Freddie.
Die Zeremonie war wunderschön – fast wie in „1001 Nacht“. Shandi trug ein langes Kleid mit Stickereien.
Vor der Trauung hatte Kashmira, Freddies Schwester, Shandi Blumen ins Haar geflochten. Freddie trug einen dunklen Anzug. Beide hatten mit dem Geistlichen abgesprochen, dass sie jeweils einen Schwur mit eigenen Worten leisten wollten.
Als nun der Geistliche die Frage stellte, ob sie bereit wären, den jeweils anderen zu heiraten, begann zunächst Freddie mit seinem Schwur Shandi gegenüber:"Mein Liebling, hier und jetzt schwöre ich dir, dass ich dich für alle Zeiten lieben und achten werde. Ich will immer für dich da sein und darauf achten, dass es dir an meiner Seite gut geht. Ich liebe dich, mein Schatz.“ Shandi hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Nun war sie an der Reihe. Sie sah Freddie mit festem Blick an und sagte:"Mein Liebster, auch ich schwöre dir hier und jetzt, dich für alle Zeiten zu lieben und zu achten. Ich will für den Rest unseres gemeinsamen Lebens an deiner Seite sein und für unser Glück kämpfen. Ich liebe dich, mein Herz.“ Dann kam der Kuss.



Als sie aus der Kirche kamen, flüsterte Freddie Shandi zu:"Schatz, du siehst aus wie eine Prinzessin. Ich bin richtig stolz auf dich.“ Shandi lächelte ihn glücklich an. Nun war sie seine Frau; Mrs. Bulsara.
Eins machte sie allerdings ein wenig traurig: Ihre Eltern waren nicht bei diesem Ereignis. Esther wusste zwar davon, doch sie hatte leider einen wichtigen Termin und konnte deshalb nicht da sein. Gene wusste nichts von dieser Hochzeit. Shandi hatte es ihm nicht gesagt. Sie befürchtete, dass er auch dagegen sein würde. Freddie konnte die Bedenken seiner Frau verstehen, aber er war auch etwas traurig, dass aus seiner Familie alle da waren und von ihrer Familie niemand.



In der Hochzeitsnacht wusste Freddie nicht so recht, was er tun sollte. Er wäre so gerne zärtlich zu seiner Frau gewesen, doch er hatte auch Angst, wegen seiner Erkrankung. Shandi bemerkte seine Zweifel, ob sie wirklich miteinander schlafen sollten. Um ihm die Sache zu erleichtern, sagte sie:"Was spricht denn dagegen, dass wir die Hochzeitsnacht vollziehen? Ich meine, wofür gibt es Kondome?“ Freddie musste lachen über die Direktheit seiner Frau. Bei ihr war alles so einfach. So schliefen sie doch miteinander – mit Kondom. Aber auf einmal fluchte Freddie leise:"Mist!“ Shandi wollte wissen:" Was ist?" Freddie hielt inne. Dann antwortete er:"Schatz, sei nicht böse, aber das blöde Ding ist gerade gerissen.“ Shandi war zuerst schon ein wenig erschrocken. Doch sie wischte ihre Ängste weg, indem sie sagte:"Liebling, es wird bestimmt nichts passiert sein. Hab keine Angst.“ Freddie wusste durchaus, dass seine geliebte Frau in Gefahr schwebte, sich nun infiziert zu haben, aber irgendwie ließ er sich von ihrem Optimismus anstecken.



Nach einigen Tagen dachte auch keiner der beiden mehr an das Missgeschick. Bis Shandi wieder die, ihr nur allzu bekannten, Symptome für eine Schwangerschaft spürte. Sie dachte:"Das darf doch nicht wahr sein." So sehr sie sich über ein Kind ihres geliebten Mannes freute, so sehr wuchs nun ihre Angst, auch HIV-positiv zu sein.
Sie ging sofort zum Arzt. Der erklärte ihr, dass es zwar möglich war, dass sie sich infiziert hatte, doch es gäbe Fälle, wo der Partner auch Glück hatte. Shandi entgegnete:"Aber ich bin doch schwanger. Wie hoch sind da meine Chance und vor allem die, unseres Kindes?“ Der Arzt überlegte. Er schlug Shandi vor, einen Test zu machen. Sollte der negativ ausfallen, müsste sie trotzdem in regelmäßigen Abständen den Test wiederholen.



Wieder einmal hatte Shandi Glück gehabt – der Test war negativ ausgefallen.



Natürlich ging sie in regelmäßigen Abständen zum Arzt, um sich wieder und wieder testen zu lassen. Trotz des Risikos, wollte sie ihr Baby behalten. Sie wusste, sie würde Freddie bald verlieren, also wollte sie wenigstens sein Kind bekommen. So hatte sie etwas, was sie immer an ihn erinnern würde.



Die nächsten Monate wurden für Shandi immer schwerer, denn Freddie wurde zusehends schwächer.



Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie bat Jim um Rat. Der sagte:"Fahre für eine Weile nach Hause. Ein andere Umgebung wird dir gut tun. Und nimm auch Annie und Kevin mit. Ich werde mich um Freddie kümmern. Sollte sich sein Zustand wider Erwarten rapide verschlechtern, sage ich dir sofort bescheid. Das verspreche ich Dir.“ Shandi machte sich zwar Sorgen, doch sie wusste auch, dass Jim recht hatte und so flog sie mit ihren Kindern nach Amerika.



Dort angekommen, nahm sich Shandi ein Taxi und fuhr mit ihren Kindern zum KISS-Haus.
Sie war aufgeregt. So lange hatte sie ihren Vater, Shannon und all die anderen nicht gesehen.

Als sie am KISS-Haus ankamen, wurden sie von Gene in Empfang genommen. Mit Tränen in den Augen schloss er seine Tochter in die Arme. Plötzlich zupfte Joanna ihre Mutter am Ärmel und fragte:"Mama, wer ist das?“ Shandi lächelte und erklärte:"Das ist mein Papa, dein Großvater.“ Gene sah die Kleine an und erkannte sofort, wessen Tochter sie war. Doch er machte Shandi keine Vorwürfe. Zu sehr freute er sich, dass er seine Tochter endlich wieder hatte. Zusammen gingen sie ins Haus.
Shannon freute sich auch, als sie Shandi sah. Gene erzählte Shandi alle Neuigkeiten, dass sie eine Halbschwester hatte, die aber derzeit im Internat war; dass er und Shannon erneut Eltern geworden waren – eines kleinen Jungen, der Nicholas hieß; und dann kam für Shandi die schlimmste Nachricht: Eric war im Krankenhaus, da er an Krebs erkrankt war. Sie sah zu Kevin rüber, der friedlich mit seiner Schwester spielte. Er kannte seinen Vater nicht einmal und nun das! Shandi entschloss sich, ins Krankenhaus zu fahren.



Dort durfte sie zwar zu ihm, aber der behandelnde Arzt sagte ihr, dass Eric sehr geschwächt sei und es sein könnte, dass er schläft. Doch dem war nicht so. Als Shandi in sein Zimmer kam, war sie sehr über seinen Zustand erschrocken. Aber das zeigte sie Eric nicht. Er war sehr erfreut über Shandis Besuch. Eine Weile unterhielten sie sich, machten Scherze, ganz wie früher. Dann wurde Eric sehr müde und schlief ein. Shandi streichelte zärtlich über sein Haar. Dabei flüsterte sie:"Mach’s gut, mein Liebster. Leider wirst du wohl nie erfahren, dass du einen kleinen Sohn hast. Aber ich verspreche dir, dass es ihm an nichts fehlen wird.“ Dann verließ sie unter Tränen das Zimmer. Instinktiv spürte sie, dass sie Eric zum letzten Mal gesehen hatte.
Zurück im KISS-Haus bekam sie kein Wort heraus. Zu sehr hatte sie diese Begegnung mit Eric mitgenommen. Gene sah, wie sehr seine Tochter litt und er wusste nicht, wie er ihr helfen sollte. Shannon sagte leise zu ihm: „Wann willst du ihr endlich sagen, dass ihre Halbschwester Kristin Erics Frau ist?“ Gene sagte: Ich werde es ihr gar nicht sagen. Sie darf das nie erfahren. Es würde beiden das Herz brechen.“ Damit war das Thema für ihn erledigt.



Shandi blieb noch einige Zeit bei ihrem Vater, der sich darüber sehr freute. Er hatte auch ihre Kinder sehr ins Herz geschlossen. Inzwischen war ihm egal, wer die Väter waren. Er liebte die beiden fast abgöttisch. Allerdings war ihm auch nicht entgangen, dass Shandi ein Bäuchlein hatte. Er fragte sie:"Mein Schatz, kann es sein, dass du wieder schwanger bist?“ Shandi nickte. Gene wollte wissen:"Und wer ist diesmal der Vater?" Shandi zögerte. Dann sagte sie leise:"Freddie Mercury. Wir haben vor einigen Monaten geheiratet. In der Hochzeitsnacht habe ich ihn ermutigt, mit mir zu schlafen. Er hat auch ein Kondom benutzt, aber das ist gerissen und nun bin ich schwanger. Aber bevor du dich aufregst, Daddy, ich mache regelmäßig Tests und bisher ist alles in Ordnung.“ Gene war geschockt. Hatte seine Tochter jetzt ganz den Verstand verloren? Er bemühte sich, ruhig zu bleiben."Shandi, ich glaube dir ja, dass du Freddie liebst und dass du das Baby behalten willst, verstehe ich auch. Aber bist du dir über die Konsequenzen im Klaren?" Shandi antwortete:"Ja, Dad. Das bin ich. Und ich werde mein Versprechen Freddie gegenüber nicht brechen.“ Damit zog sie sich zurück. Gene seufzte. Er wollte doch nur das Beste für Shandi. Aber er wusste auch, wenn er sich schon wieder gegen sie stellen würde, würde er sie endgültig verlieren. In dieser Nacht schlief Shandi sehr unruhig, so als würde sie spüren, dass ihr bald etwas Schlimmes bevorstehen würde.



Am Abend des 23.11.1991 bekam sie einen Anruf von Jim:"Du musst sofort zurückkommen. Bitte! Freddie geht es nicht gut.“ Shandi sagte nur:"Ich komme.“ Gene fragte sie, was denn los wäre, als er sah, dass sie ihre Sachen packte. Shandi sagte nur:"Freddie. Es geht ihm nicht gut. Ich muss zurück.“ Gene bot ihr an, die Kinder so lange bei ihm zu lassen, bis sie wieder zurückkäme. Shandi war einverstanden. Es war besser so.



Bevor sie am folgenden Tag abflog, gab sie Jim noch bescheid, wann sie ankommen würde, damit er sie abholte.



Und als sie einige Stunden später in England am Flughafen ankam, wartete er bereits auf sie.
Er brachte sie gleich zu Freddie, der zuhause war.
Als sie in sein Zimmer kam, lag er da in seinem Bett. Es sah aus, als würde er schlafen. Doch dem war nicht so. Er hatte mitbekommen, dass sie im Zimmer war und sagte mit dünner Stimme:"Mein Schatz, da bist du ja. Komm zu mir.“ Er nahm Shandis Hand. "Alles Gute, zum Geburtstag, mein Liebes.“ Ihr Geburtstag war ihr im Moment so etwas von egal. Denn sie wusste, dass es der traurigste Tag ihres Lebens sein würde. Sie blieb die ganze Zeit an seinem Bett sitzen und sprach mit ihm.



Gegen Abend merkte sie, dass sich seine Atmung veränderte. Sie spürte, bald war es so weit, sie musste ihn gehen lassen. Er sagte noch:"Pass gut auf unser Kind auf, mein Liebling.“ Dann schloss Freddie für immer die Augen. Shandi konnte nicht einmal weinen. Auch wenn sie wusste, dass er es nicht mehr hörte, sagte sie noch leise:"Ich werde gut für unser Kind sorgen, das verspreche ich dir. Ich werde dich immer lieben.“ Dann verließ sie das Zimmer.
Jim wartete unten im Wohnzimmer. Als sie reinkam, wusste auch Jim, dass Freddie tot war. Weinend nahmen Shandi und Jim sich in die Arme.
Sie hatten den Menschen, die sie beide so sehr liebten, für immer verloren.




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